Was sind Schmerzen

Schmerz ist das stärkste Gefühl für Menschen, das in seiner Intensität von unangenehm bis unerträglich reichen kann. Wie er wahrgenommen wird, ist subjektiv und wie er entsteht, zuweilen sehr komplex.
Schmerz ist sehr individuell, umso wichtiger ist es, in der Behandlung auch individuell auf die unterschiedlichen Schmerzformen einzugehen. Einige Informationen zu unterschiedlichen Schmerzformen haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

Von der Deutschen Schmerzgesellschaft empfehlen wir diese Flyer mit einem guten Überblick zum Thema Schmerz :

Akuter Schmerz

Ob bohrend, nagend, dumpf, ziehend oder stechend – eines bringt der Schmerz immer mit sich: Der Mensch leidet unter ihm, und er büßt an Lebensqualität ein. Dabei weist der akute Schmerz in erster Linie darauf hin, was für den Körper schädlich ist und warnt. Diese Warn- und Schutzfunktion kann lebensnotwendig sein, wenn sie etwa auf eine drohende Gefahr hinweist.

Er wirft die Frage auf: Was ist die Ursache für den Schmerz? Sie gilt es zu finden, zu diagnostizieren und zu therapieren. Beim akuten Schmerz tritt mit der Behebung der Ursache die Schmerzlinderung ein.

Chronischer Schmerz

Dauern die quälenden Empfindungen jedoch länger als sechs Monate, spricht man vom „chronischen Schmerz“, dessen Ursache meist multikausal ist. Der Schmerz kann gar auch durch eine schmerzhafte existenzielle Erfahrung ausgelöst werden. Der „chronische Schmerz“ stellt dann ein eigenständiges Krankheitsbild dar: Die Nerven senden anhaltende Schmerzimpulse ans Gehirn – allerdings ohne einen vorhandenen Reiz. Der Schmerz hat seine Funktion als Warn -und Leitsignal verloren.

Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen

Schmerzen im Nacken-Schulter-Bereich und im unteren Rücken treten sehr häufig auf. Ursache ist in den wenigsten Fällen eine Erkrankung der Wirbelsäule oder der Bandscheiben selbst; vielmehr sind es verschiedene, beeinträchtigte Muskelgruppen, welche die Beweglichkeit und Belastbarkeit der Betroffenen einschränken. Dies hat wiederum einen großen Einfluss auf die Selbstbestimmung der Patienten. In der Behandlung ist es deshalb umso wichtiger, dass die Betroffenen ein gutes Verständnis des erlebten Schmerzes erlangen und lernen, wie sie in der Situation am besten mit sich und ihrem Körper umgehen können. Ziel ist dabei nicht nur, den Schmerz zu reduzieren und sich wieder besser bewegen zu können, sondern auch herauszufinden, wie man das eigene Leben selbstbestimmt gestalten kann.

Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)

Das Komplexe Regionale Schmerzsyndrom (auch CRPS - Complex Regional Pain Syndrome kann nach der Körperschädigung, wie z.B. einem Knochenbruch, auftreten. Neben den Schmerzen, die unangemessen stark ausgeprägt sind, können bei den Betroffenen auch Entzündungen, Störungen der Sensorik und Motorik sowie reduzierte Kraft und Beweglichkeit auftreten. Ziele der Therapie sind hier in der Regel, die Schmerzen unter Kontrolle zu bekommen und die Funktionen wiederherzustellen.

Weitere Infos kompakt zusammengestellt hier: CRPS – Komplexes Regionales Schmerzsyndrom verstehen

Migräne

Bei Migräne handelt es sich um starke Kopfschmerzattacken, die in unregelmäßigen Abständen wiederkehren. Der Kopfschmerz ist pulsierend, pochend oder stechend. Er tritt häufig einseitig an einer Kopfhälfte auf und wird meist begleitet von weiteren Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit sowie einer Überempfindlichkeit gegenüber Lärm, Licht und Gerüchen. Wegen der quälenden Schmerzen unterbrechen viele Patienten ihren Tagesablauf und ziehen sich zurück, weil körperliche Bewegung oft sehr deutlich den Schmerz verstärkt. Neben der Schmerzminderung zielt eine Therapie darauf ab, herauszufinden, welche Trigger, wie zum Beispiel Stress, Migräne auslösen und wie diese im Alltag am besten gemieden werden können. Je nach Indikation behandeln wir auch mit Botox-Infiltrationen oder einer spezifischen Antikörpertherapie.

Viele weitere Informationen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. finden Sie hier: www.attacke-kopfschmerzen.de Migräne Flyer

Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie ist eine chronische Schmerzerkrankung eines der Gesichtsnerven, dem Trigeminusnerv, der für die Gefühlswahrnehmung des Gesichts, der Schleimhäute in Mund und Nase sowie der Hornhaut verantwortlich ist. Bereits leichteste Berührungen des Gesichts, zum Beispiel beim Kauen oder auch schon ein Luftzug, können zu heftigsten kurzdauernden Schmerzattacken von wenigen Sekunden bis zu einigen Minuten in einem oder mehreren Ästen des Nervs führen. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze (z.B. medikamentös oder mittels eines chirurgischen Eingriffs), die vom individuellen Fall abhängt.

Weitere Informationen finden Sie hier: PDF Download FLyer Gesichtsschmerzen verstehen

Neuropathischer Schmerz

Neuropathische Schmerzen werden durch eine Verletzung oder eine Fehlfunktion des Nervensystem hervorgerufen. Betroffene berichten von anfallsartigen, einschießenden starken Schmerzen, die häufig als brennend, stechend oder auch dumpf wahrgenommen werden. Ursache dafür können schädliche Stoffe, mechanische, stoffwechselbedingte oder entzündliche Reize sein, die von verschiedenen Erkrankungen hervorgerufen werden, zum Beispiel durch Diabetes mellitus, Gürtelrose oder als Folge von Rückenmarksverletzungen, Schlaganfällen oder Amputationen als Phantom- oder Stumpfschmerz. Aufgrund der vielen verschiedenen Ursachen ist eine spezifische Therapie erforderlich.

Fibromyalgie

Charakteristisch für das Schmerzsyndrom Fibromyalgie sind tiefe Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen sowie erhöhte Schmerzempfindsamkeit bei Druck oder Berührung. Darüber hinaus klagen Betroffene über Symptome wie Erschöpfung, Konzentrations- und Schlafstörungen. Meist liegen die Ursachen der Fibromyalgie aber nicht in Gewebeverletzungen, sondern sind viel mehr mit der Lebensgeschichte der Betroffenen verbunden. Stress durch emotionale und psychosoziale Konflikte kann die Schmerzen verstärken; häufig ist sie auch mit Hinweisen auf eine Angststörung oder Depression verknüpft.

Kopfschmerz vom Spannungstyp

Spannungskopfschmerzen treten häufig beidseitig auf und legen sich wie ein Druckband um den Kopf. Der Schmerzcharakter ist meist dumpf-drückend oder ziehend mit leichter bis mittelschwerer Schmerzintensität. Im Unterschied zur Migräne besteht in der Regel keine wesentliche Begleitsymptomatik. Häufig werden Muskelverspannungen (z. B. durch Fehlhaltungen) im Zusammenhang beobachtet, aber es gibt eine Reihe weiterer Triggerfaktoren. Die Kopfschmerzen können unter anderem auch durch psychosozialen Stress, Zähneknirschen/Beißen oder unregelmäßigen Tagesrhythmus (Schlafmangel) negativ beeinflusst werden. Der Therapiefokus bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp sollte auf den nichtmedikamentösen Verfahren (Entspannungstechniken, Ausdauersport, Stressbewältigungsmechanismen) liegen.

Kopfschmerzen bei Medikamenten-Übergebrauch

Muss man aufgrund einer Schmerzerkrankung häufig oder regelmäßig auf Schmerz- oder Migränemitteln zurückgreifen, führt dies zu einem erhöhten Chronifizierungsrisiko. Das bedeutet, dass die Schmerzmittel selbst zu einer Zunahme der Kopfschmerzhäufigkeit und zu einem Übergang von episodischen zu chronischen Kopfschmerzen führen können. Es gelten daher die allgemeinen Einnahmeempfehlungen für Triptane/Analgetika: maximal 2x/24h, an maximal 3 aufeinander folgenden Tagen und an maximal 10 Einnahmetagen im Monat (10/20-Regel). Therapieempfehlung ist hierbei vorrangig die Behandlung der Grunderkrankung und die Durchführung einer Medikamentenpause. Wir unterstützen Sie hierbei gerne.

Weitere kompakte Infos zu dem Thema hier: PDF Download Flyer Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch

Tumorschmerzen

Die Ursachen von Tumorschmerzen können sehr vielschichtig sein. Zunächst einmal kann der Tumor und die Krebserkrankung selbst Schmerzen verursachen, häufiger jedoch bestehen die Schmerzen aufgrund der Ausbildung von Metastasen, d.h. Tochtergeschwülsten des ursprünglichen Tumorleidens. Eventuell können die Tumoren auch auf Nerven oder Nervengeflechte drücken. Wenn das Knochenskelett befallen ist, kann es zu Knochenbrüchen, sowohl im Bereich der Extremitäten, wie im Bereich der Wirbelsäule kommen. Dabei kann auch das Rückenmark selbst betroffen sein. Aber auch Bestrahlung oder Chemotherapeutika können die Funktion von Nerven beeinflussen und Schmerzen verstärken.

Regelhaft leidet die Seele des Betroffenen immer mit und verstärkt durch die sich ausbildende reaktive Depression die Schmerzsymptomatik.

Entsprechend des Befundes wird individuell ein medikamentöses Behandlungsprogramm ausgearbeitet.

Chronischer Unterbauchschmerz der Frau

Von chronischen Unterbauchschmerzen spricht man, wenn über mehrere Monate andauernde schwere und quälende Schmerzen vorliegen, bei denen eine körperliche Erkrankung nicht als ausreichende Erklärung für die Schmerzen festgestellt werden kann.

Dabei können die Schmerzen sowohl zyklisch (im zeitlichen Zusammenhang mit der Menstruation), nicht-zyklisch als auch situationsbedingt sein. Begleitend und ggf. verstärkend bestehen im Zusammenhang mit den chronischen Schmerzen oft psycho-soziale Konflikte. Chronische Unterbauchschmerzen können dabei auch zeitverzögert nach einer psychisch belastenden Lebenssituation entstehen.
Belastungssituationen machen sich häufig als körperliche Schmerzen in verschiedenen Körperregionen bemerkbar. Es können auch neben körperliche auch psychische Befunde vorliegen.

Gelenkschmerzen

Muskeln, Faszien und Gelenke sind von grundsätzlicher Bedeutung für die Beweglichkeit unseres Körpers und für die Körperstabilität.

Das muskuloskelettale System ist ein Hauptort akuter (plötzlicher) und chronischer (lang anhaltender) Schmerzen. Ein Teil dieser Schmerzen ist auf Erkrankungen der Gelenke zurückführen. Erkrankungen der Gelenke haben ganz unterschiedliche Ursachen, so z. B. Arthrose mit Veränderungen der Knorpel- und Gelenkstrukturen infolge von Verletzungen und Fehlstellungen. Oder Entzündungen von einzelnen oder vielen Gelenken als Folge einer körperweiten Entzündung wie z. B. der Rheumatoiden Arthritis oder Spondylarthritis. Durch die Sensibilisierung von Nervenfasern kann es bereits zu Schmerzen bei Bewegungen im normalen Bewegungsumfang kommen. Durch solche Veränderungen können sich die Schmerzen auf weitere Regionen ausdehnen. Die Behandlung der Gelenk- und Grunderkrankung gehört in die Hände des dafür zuständigen Arztes. Die Schmerztherapie ist dabei eine wichtige Säule der Behandlung, insbesondere dann, wenn die Grunderkrankung nicht ursächlich behandelt werden kann.

Schmerz und Depression

Manchmal findet sich für Schmerzempfindungen keine körperliche Störung. Den Hintergrund dieser Schmerzerkrankung bildet vielmehr eine Störung der Schmerz- und Stressverarbeitung: Betroffene sind stress- und schmerzempfindlicher als andere Menschen. Psychischen Einflüssen kommt für den Beginn und die Aufrechterhaltung der Erkrankung eine wichtige Rolle zu. Das wird verständlich, wenn man weiß, dass das Schmerzempfinden u. a. in einem Gebiet des Gehirns entsteht, das auch Sitz der Gefühle ist. Körperschmerz und Seelenschmerz sind daher eng miteinander verwoben. Chronische Schmerzen können Depressionen auslösen und Depressionen können Schmerzen verursachen. Bei diesem "gefährlichen Duo" muss gleichzeitig in alle Richtungen gedacht und gehandelt werden. Gemeinsam suchen wir mit Ihnen den Ausweg aus der Schmerzspirale.